Kein Lebendiges ist Eins, immer ist's ein Vieles -
die
unbekannte Welt der Symbiosen
Können Sie sich vorstellen, dass es Pflanzen gibt, die zu
ihrem persönlichen Schutz Privatarmeen anheuern und die Soldaten mit
freier Kost und Logis versorgen?
War Ihnen bekannt, dass Pflanzen geschickte Händler sind,
die sich mit der Währung "Zucker" alles kaufen, was sie zum Leben brauchen
und nicht selber herstellen können?
War Ihnen klar, dass manche Arten ihren zuverlässigsten
Geschäftspartnern ein sicheres Zuhause anbieten und diese sogar an ihre
Nachkommen weitervermitteln?
Wussten Sie, dass Pflanzen die unterschiedlichsten Kurierdienste
bezahlen, um ihre Pollen und Samen durch die Gegend kutschieren zu lassen?
Aber wussten Sie auch, dass es andererseits Pflanzen gibt, die
ihre Kuriere nach Strich und Faden betrügen?
Falls Sie neugierig geworden sind, dann kommen Sie am Sonntag,
dem 8. April 2007, um 10:00 Uhr in den Botanischen Garten
München-Nymphenburg. Diplom-Biologe Thassilo Franke wird im Rahmen einer
Gewächshausführung Antworten auf diese Fragen geben und die
Zusammenhänge am Beispiel lebender Pflanzen erläutern.

Amorphophallus konjac, ein tropisches
Aronstabgewächs aus Südostasien, bringt bei guten Bedingungen einen
Blütenstand hervor, der bis zu 1,5 m hoch werden kann. Der Kolben wird von
einem großen Hochblatt umhüllt. Der Blütenstand strömt
einen üblen Aasgeruch aus, der zusammen mit der tief dunkelrotbraunen
Farbe Fliegen und kleine Käfer anlockt, die die Blüten
bestäuben. Die große stärkehaltige Knolle, aus der die Pflanze
hervorwächst, wird in einigen südostasiatischen Ländern zu
Nahrungszwecken angebaut. Die Knollen werden gekocht, gedünstet, gebraten
oder zu Nudelpaste verarbeitet. Sie werden als Konjakmehl auch als
Diätnahrung ("Sättigungs-Konjak-Kapseln") verwendet, da dieses
hungerstillend wirkt, ohne kalorisch verwertet zu werden. Die Konjak-Pflanze
wird wegen des stinkenden dunkelbraunen Blütenstandes auch Teufelszunge
genannt.



Paphiopedilum sukhakulii ist eine aus Nordost-Thailand
stammende Orchidee. Venusschuh ist die deutsche Bezeichnung
für Paphiopedilum. Der Gattungsname setzt sich zusammen aus
griechisch Paphos, einer Insel in der Ägäis, auf der sich ein Tempel
der Aphrodite (Venus) befindet, und griechisch pedilon = Pantoffel, was sich
auf die pantoffelförmig gestaltete Unterlippe der Blüte bezieht. Die
Gattung Paphiopedilum ist mit etwa 60 Arten in Südostasien
verbreitet.
Fotos: Franz Höck, Botanischer Garten
München-Nymphenburg
Text: Thassilo Franke und Ehrentraud Bayer