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Botanischer Garten München-Nymphenburg | ||||||
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29. Juli 2006: Unsere PflanzenBryonia dioicaBryonia dioica Jacqu. Zweihäusige Zaunrübe Familie: Cucurbitaceae (Kürbisgewächse) Zäune, Hecken und Büsche nützt die Zweihäusige Zaunrübe, Bryonia dioica, um sich empor zu ranken. Sie bevorzugt warme Lagen, wie z.B. aufgelassene Weinberge, mit stickstoffsalzreichem, lockerem Lehmboden. Man findet die Pflanze in Mitteleuropa, besonders häufig im Westen; in den Alpen fehlt sie weitgehend. Die zweihäusige Pflanze (männliche und weibliche Blüten befinden sich nicht auf dem gleichen Individuum) zeichnet sich durch rauhe, gelappte Blätter aus; sie klettert mit einfachen Ranken. Die schüsselförmige Krone der grünlich- bis gelblich-weißen Blüten ist fünfzipfelig. Die etwa erbsengroßen Beerenfrüchte, die sich aus den weiblichen Blüten entwickeln, sind zunächst grün, später rotfleckig und bei der Reife leuchtend rot. Die Bezeichnung Zaunrübe bezieht sich einerseits auf den Wuchsort und rührt zum anderen daher, dass die mehrjährige Pflanze als Überdauerungsorgan eine dicke rübenförmige, oft verzweigte Wurzel aufweist. Die Pflanze ist giftig und enthält einen stark hautreizenden Milchsaft. Die toxischen (giftigen!) Hauptwirkstoffe (Bryonicin, Bryonol) zählen zur Giftstoffgruppe der triterpenoiden Cucurbitacine. Ferner enthält sie Bitterstoffe und Saponine Extrakte aus der frischen und getrockneten Wurzel wurden bereits in der Antike als drastisches Brech- und Abführmittel genutzt. In der Volksmedizin verwendete man die Wurzel der Zaunrübe zur Entzündungshemmung bei Atemwegserkrankungen, gegen Wassersucht und zur Linderung von Gicht- und Rheumabeschwerden. Man nannte sie deshalb auch Gichtrübe oder Gichtwurzel. Bei HEGI heißt es, daß die Wurzeln auf der Haut Blasen erzeugen, scharf bitter schmecken und nach frisch gebackenem Brot riechen. Heute findet Bryonia dioica Verwendung in homöopathischen Heilmitteln. Von altersher sprach man der Zaunrübe auch magische Kräfte zu. Um ein Haus gepflanzte Zaunrüben sollten angeblich den Blitz abhalten; läßt man die Zaunrübe sieben Jahre lang ungestört im Garten wachsen, so bildet sich aus der Wurzel angeblich ein menschenartiges Geschöpf, das dem Eigentümer Reichtum und Glück bringt. Im Rheinland legten sich die Mädchen, die zum Tanze gingen, ein Stück Zaunrübenwurzel (Körfges- oder Körfcheswurzel genannt) in den Schuh, um die Aufmerksamkeit vieler Verehrer auf sich zu ziehen: Körfcheswurzel in meinem Schuh, Zaunrübenwurzeln wurden auch als Ersatz für die kostbare Alraune (Mandragora officinarum, Familie Solanaceae) verwendet. Der wissenschaftliche Gattungsname Bryonia leitet sich ab von griechisch bryein = üppig sprießen; das Artepitheton dioica bedeutet zweihäusig und setzt sich zusammen aus griechisch di = zwei und oikos = Haus. Weitere Namen der Zaunrübe sind Hundskürbis, Sauwurz und Tollrübe; bei HILDEGARD VON BINGEN (10981179) wurde sie "Stichwurtz" (Stickwurz) genannt. Bryonia dioica gehört zur Familie Cucurbitaceae (Kürbisgewächse).
Bryonia dioica in der Nutzpflanzenabteilung des Botanischen Gartens
Männliche Blüte von Bryonia dioica; im Inneren der fünfzipfeligen Blütenkrone stehen fünf Staubbläter. Die männlichen Blüten sind stets langgestielt.
Reife Beerenfrüchte von Bryonia dioica. Die Früchte entwickeln sich aus den stets kurzgestielten weiblichen Blüten.
Reife Beerenfrüchte von Bryonia dioica
Literatur (Auswahl): AICHELE, D. und SCHWEGLER, H.W. 2000: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas, Band 3. 2. Auflage. GENAUST, H. 1996: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 2. Auflage. HEGI, G.: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band 6. MARZELL, H. 1925: Die Pflanzen im deutschen Volksleben. 1. Auflage. ROTH, L., DAUNDERER, M. und KORMANN, K. 1994: Giftpflanzen Pflanzengifte. 4. Auflage.
Fotos: Anja Holbaum, Botanischer Garten München-Nymphenburg Aufnahmedatum: 28. Juli 2006 Text: Ehrentraud Bayer
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