Oft kopiert, doch nie erreicht,
über die Effizienz biologischer Systeme
Sonntag, 26. August 2012, 10 Uhr
Führung mit Herrn Dr. Thassilo Franke
Treffpunkt: 10 Uhr vor dem Gewächshauseingang
Wie alle Lebewesen, so unterliegen auch die grünen Pflanzen, seit Anbeginn ihrer
Existenz vor etwa 450 Millionen Jahren den Gesetzen der Evolution. Das Wechselspiel
vom Mutation und natürlicher Selektion sorgt für eine beständige Selbstoptimierung
biologischer Systeme. Diese Selbstoptimierung betrifft auch die Fähigkeit zur Nutzung
der Sonnenenergie durch Photosynthese – der Umwandlung von Sonnen-Energie in chemische
Energie. Pflanzen vermögen die Sonnenenergie an den scheinbar ungünstigsten Orten zu
nutzen, sei es im Schatten des Waldes, am Grund tiefer Seen, auf eisigen Permafrostböden
oder im natürlichen Sandstrahlgebläse der Wüsten – überall erzeugen sie aus Kohlendioxid
und Wasser Zucker. Zucker wiederum ist der Grundbaustein der pflanzlichen Biomasse.
Zusammen mit den Cyanobakterien und Algen erzeugen grüne Pflanzen Jahr für Jahr geschätzte
150 Milliarden Tonnen Biomasse. Diese Biomasse wiederum ist die Lebensgrundlage fast aller
Tiere, einschließlich des Menschen.
Seit etwas mehr als einem halben Jahrhundert nutzt auch der Mensch auf direktem Weg
die Energie der Sonne: Photovoltaik beschreibt die Umwandlung von Sonnen-Energie in
elektrische Energie. Trotz beachtlicher Fortschritte in den letzten Jahren stehen wir
noch am Anfang dieser technologischen Entwicklung. Als besonders problematisch erweist
sich nach wie vor die Speicherung und der Transport der gewonnenen Energie. Dieses Problem
kennen Pflanzen nicht, ist doch Zucker in Form von Stärke oder Zellulose ein perfekter
Energiespeicher und lässt sich als Saccharose mühelos durch den gesamten Pflanzenkörper
bis in die feinsten Wurzelspitzen transportieren. In gewissem Sinne ist die Nutzung von
pflanzlicher Biomasse als nachhaltiger Energiequelle eine Kapitulation gegenüber der
Überlegenheit biologischer Systeme. Nirgendwo wird dies deutlicher als in Deutschland,
wo neuerdings endlose Bio-Mais-Äcker das Bild der Landschaft prägen. Auch hier nutzt der
Mensch, wenn auch indirekt, die Kraft der Sonne – fragt sich nur zu welchem Preis?
Mais, Zea mays, aus der Familie der Süßgräser, wird sehr häufig auf großen
Flächen zur Biomassen-Erzeugung angebaut. Man nutzt die gesamte Pflanze für die Biogas-Erzeugung.
Mais wird auch speziell zur Stärkegewinnung für industrielle Zwecke angebaut.
© 2022 Bot. Garten München-Nymphenburg - Datenschutz - Barrierefreiheit – Impressum – Englisch