Orchideen – ein Bauplan, tausend Formen
Führung am 8. Mai 2011 ab 14 Uhr
Unter den Blumen sind Orchideenblüten geradezu der Inbegriff von Exotik,
Ästhetik und Formenfülle – und dies, obwohl alle denselben Grundbauplan
aufweisen. Sechs Blütenblätter (je drei Kelch- bzw. Kronblätter) bilden
die Blütenhülle. Sie sind frei oder untereinander verwachsen und in Größe,
Form und Färbung sehr vielfältig ausgebildet. Das mittlere untere Kronblatt
ist vielgestaltig und oft zu einer Lippe, dem Labellum oder gar einem
pantoffelartigem Schuh geformt. Man kennt das von einer unserer heimischen
Orchideen, dem sogen. Frauenschuh (Cypripedium calceolus).
Besonders charakteristisch ist die Reduktion der ursprünglich sechs
Staubblätter auf zwei (Frauenschuh) oder nur ein Staubblatt. Letzteres gilt
für über 90% aller Orchideen-Arten – und da sind nicht wenige, nämlich ca.
25.000 Arten. Hier ist das einzig verbliebene Staubblatt mit dem Griffel zu
einer Säule verschmolzen. Sie wird im Fachjargon als Gynostemium bezeichnet.
Anstelle pulvrigen Blütenstaubs werden hier feste Pollenpakete gebildet, die
man Pollinien nennt.
Die Staubblatt-Griffelsäule (Gynostemium) steht in der Blüte dem
unteren Kronblatt (Labellum) gegenüber. Beide sind maßgeblich für die
ungeheure Formenvielfalt der Orchideenblüten verantwortlich und stellen die
funktionelle Einheit dar, mit deren Hilfe die Bestäuber zu den Blüten gelockt
werden. Dort erwartet sie dann entweder Belohnung oder Betrug und in manchen
Fällen sogar Arrest.
Wer sich für diese faszinierende Pflanzenfamilie interessiert, der sei herzlich
eingeladen, an der Führung am Sonntag, dem 8. Mai 2011 im Botanischen Garten
teilzunehmen. Diplombiologe Dr. Thassilo Franke wird an ausgewählten
Beispielen den gemeinsamen Ursprung und die vielfältigen Funktionen der
schönsten Orchideenblüten erläutern. Treffpunkt ist um 14 Uhr vor dem
Gewächshauseingang. Die Führung ist
im Eintrittspreis in den Botanischen Garten inbegriffen.
Text: Thassilo Franke und Ehrentraud Bayer
Paphiopedilum armeniacum – Der goldene Schuh der Venus
Aus Yunnan, einer im Südwesten Chinas gelegenen Provinz, stammt diese Orchideen-Art,
deren unteres Kronblatt ähnlich unserem heimischen Frauenschuh (Gattung Cypripedium)
pantoffelförmig ausgebildet ist. Die Gattung Paphiopedilum wird im Deutschen oft
ebenfalls als Frauenschuh oder zur besseren Unterscheidung als Venusschuh bezeichnet.
Die vorliegende Art heißt im Englischen Golden Slipper Orchid, was man mit
„Goldene Pantoffelorchidee“ oder „Goldener Venusschuh“ übersetzen könnte.
Encyclia cochleata – Tintenfisch- oder Herzmuschel-Ochidee
Die Heimat dieser auffällig gestalteten Orchidee liegt in Mittel- und Südamerika.
Catasetum planiceps
Im nördlichen Brasilien und in Venezuela ist diese Catasetum-Art beheimatet.
Alle Arten dieser Gattung wachsen epiphytisch (als Aufsitzerpflanzen, an Bäumen)
und werden von Prachtbienen bestäubt.
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