Botanische Überlebenskünstler
Sonntag, 8. November 2009, 10 Uhr
Führung von Frau Dipl.-Biol. Gertraud Beck
Treffpunkt: 10 Uhr, Eingangshalle der Gewächshäuser
Teilnahme an der Führung nur mit gültiger Eintrittskarte, erhältlich im Gewächshaus
Es ist höchst erstaunlich, wo man überall Pflanzen findet. Sie kommen zwischen
Pflastersteinen hervor, durchbohren Teerdecken, ertragen die Trockenheit in
Wüsten und gedeihen auf und unter dem Wasser. Sogar eisige Kälte überstehen
manche dieser grünen Geschöpfe. Moose und Gräser, so wurde beobachtet,
überleben in der Antarktis bei Temperaturen bis zu minus 80 Grad Celsius.
Sie haben nämlich eine Art von Frostschutzmittel in ihre Zellen eingelagert.
Andere Pflanzen leben zwar unter angenehmen Temperaturbedingungen, müssen
aber mit viel zu viel oder viel zu wenig Wasser zurechtkommen.
Schwimmpflanzen etwa müssen dafür sorgen, dass sie nicht durchweichen, denn
dann würden sie untergehen. Um das zu verhindern, haben sie sich einige
Tricks ausgedacht. So bauen sie luftgefüllte Zellen in ihren Pflanzenkörper
ein oder umgeben sich mit Wasser abweisenden Haaren oder Wachsschichten.
Ständiger Wassermangel ist dagegen das Problem der Pflanzen aus Trockengebieten.
Jeder Tropfen Wasser ist kostbar. Damit nichts vergeudet wird, sorgen unter
anderem Wachsschichten oder ein dichter Haarpelz dafür, dass möglichst wenig
Wasser verdunstet. Und statt Luft lagern Wüstenpflanzen Wasser in ihrem
Gewebe ein. In Notzeiten können sie dann von diesem Vorrat zehren. Die
typischen Vertreter solcher Pflanzen kennt jeder: es sind die Kakteen.
Aber auch Agaven, Aloen, Dickblattgewächse und Lebende Steine
zählen dazu. Sie werden unter dem Fachbegriff "Sukkulenten" (Saftpflanzen)
zusammengefasst.
Andere Pflanzen leben im wahrsten Sinne des Wortes von der Luft, etwa die
Tillandsien. Das sind Bromeliengewächse, die ihre Feuchtigkeit und Nährstoffe
über spezielle Saugschuppen an den Blättern aufnehmen. Am auffälligsten ist
Tillandsia usneoides, eine Art, die völlig wurzellos über Ästen oder
Telegrafendrähten hängt.
Die Reihe der Überlebensstrategien ist damit noch lange nicht zu Ende.
Wer mehr darüber erfahren möchte, dem sei die Führung von
Frau Diplom-Biologin Gertraud Beck am Sonntag, den 8. November um 10 Uhr
zu empfehlen. Treffpunkt ist in der Eingangshalle der Schaugewächshäuser,
dem Großen Kakteenhaus. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 4 €,
ermäßigt 2,50 €. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben
derzeit freien Eintritt.
Aufnahmen
Wassersalat
Pistia stratiotes, Familie Araceae (Aronstabgewächse)
Diese heute in den tropischen Gewässern der ganzen Welt verbreitete Schwimmpflanze
stammt vermutlich aus Afrika, genauer aus dem Victoriasee. Die Blattoberfläche ist
mit quirlartigen luftgefüllten Haaren bedeckt, die eine Benetzung des Pflanzenkörpers
verhindern. Die Pflanze wird auch als Muschelblume bezeichnet.
Aloen
Aloe amudatensis, Familie Aloaceae (Aloengewächse)
Angepasst an das Überleben in Trockengebieten sind die Aloen. In ihren fleischigen
spitz zulaufenden Blättern speichern sie Wasser. Vor Verdunstung schützt eine
Wachsschicht auf der Blattoberfläche und der rosettige Wuchs der Blätter. Die Heimat
der abgebildeten rotblühenden Art Aloe amudatensis liegt in Kenia und Uganda.
Tillandsien
Tillandsia usneoides, Familie Bromeliaceae (Bromeliengewächse)
Feuchtigkeit und Nährstoffe nimmt diese graugrün gefärbte hängend wachsende Pflanze
über spezielle Saugschuppen an den Blättern direkt aus der Luft auf; Wurzeln fehlen.
Die Pflanze kommt im tropischen und subtropischen Amerika vor.
Riesenbambus
Dendrocalamus giganteus, Familie Poaceae (Süßgräser)
Zu den Überlebenskünstlern sind auch die Pflanzen zu rechnen, die an sehr
schattigen Standorten gedeihen können oder solche, die in den ersten Tagen ihres
Daseins eine enorme Wuchskraft aufwenden, um im dunklen Urwald ans Licht zu
gelangen. Dazu zählt der Riesenbambus. Neue Sprosse wachsen bis zu einem
halben Meter pro Tag in die Höhe. Im Palmenhaus des Botanischen Gartens kann
man sich jedes Jahr davon überzeugen.