Installation „nomen est omen“
von Renate Schubert
9. – 30. September 2009
Im Zentrum meiner künstlerischen Arbeit
stehen Fragestellungen zu kulturellen und sozialen Differenzen im gesellschaftlich-politischen Kontext.
"Nomen est omen" befasst sich mit ausländischen und deutschen Namen. Der Name jedes
Menschen ist zutiefst mit seinem seelischen Wesen und seinem Schicksal verbunden,
so behaupten zumindest Namensdeuter. Er ist wie das Leben, ein Geschenk von Eltern
und Vorfahren. In nicht-europäischen Kulturen hat die Namensgebung teilweise noch
stärkere Bedeutung, sie zeigt Aufgabe und Auftrag in dieser Welt für die jeweilige
Person. Der Name ist zugleich Omen: ein Vorzeichen eines zukünftigen Ereignisses.
Diesem Grundgedanken bin ich mit meinem Projekt "nomen est omen" gefolgt. Ich befasse
mich mit den Namen von Personen, die in anderen Kulturkreisen geboren oder teilweise
dort aufgewachsen sind und übersetze sie ins Deutsche. Sie sind auf Samentüten mit
jeweils einer Pflanzenabbildung gedruckt und in deutscher oder englischer Sprache
als Untertitel versehen. Bisher habe ich Namen aus 21 verschiedenen Kulturkreisen,
darunter vietnamesische, türkische, arabische, hebräische, kurdische und Namen von Roma,
übersetzt – insgesamt 150. Die Übersetzung der Namen wurden größtenteils in der
Staatsbibliothek mit Hilfe der zuständigen Fachwissenschaftler, wie Orientologen,
Slawisten, Sinologen, Japanologen etc. recherchiert.
Die Farbabbildungen der Pflanzen auf den Samentüten entstanden größtenteils in
botanischen Gärten oder in der freien Natur. Sie wurden per Photoshop bearbeitet und
nach einem freien assoziativen Prinzip den Namen zugeordnet.
Intention meiner Installation "nomen est omen" ist es, auf die vielen Nationalitäten
aufmerksam zu machen, die bei uns leben sowie Verständnis und Interesse für ihre
kulturellen Wertmaßstäbe zu wecken. Die Pflanzen des Botanischen Gartens, in der
Nähe des Schlosses Nymphenburg gelegen, spiegeln die reiche Vegetation aus den
verschiedenen Erdteilen in ähnlicher Weise wider wie die Namen meiner Installation
auf die Menschen verweisen, die versuchen, sich in unserer Gesellschaft zu integrieren
ohne das Bewusstsein ihrer eigenen Herkunft und Identität zu verlieren. Integration
verstehe ich vielmehr als einen umfassenden diskursiven Prozess, in dem Lebenseinstellungen
und -vorstellungen neu definiert werden.
Die Installation wurde bereits mehrmals im öffentlichen Raum gezeigt. Die Arbeit wächst
und verändert sich entsprechend dem ortsspezifischen Rahmen, in dem sie stattfindet,
aber auch durch das Verschwinden von Tüten und dem Ersetzen von neuen Namen.
Wiese hinter dem Café vor dem Rhododendronhain in Richtung des großen Teichs
Der Botanische Garten in München-Nymphenburg ist ein Anziehungspunkt für einheimische
und ausländische Besucher/innen und stellt insofern einen idealen Ausstellungsort für
meine Installation dar.
Vernissage
Realisierung mit Förderung durch die Landeshauptstadt München auf Empfehlung des
Ausländerbeirates.
Links
Ausländerbeirat München
Besser verstehen, besser integrieren